Einzigartige Segelkunst: Was Boris Herrmann damit zu tun hat
Foto: Michael Rauhe
Künstlerin Heinke Böhnert ist für ihre maritimen Werke international bekannt – und arbeitet mit dem Hamburger Segler zusammen.
Hamburg. So richtig angekommen ist sie noch nicht wieder zu Hause. Der Flieger ist erst vor wenigen Tagen gelandet, die Koffer kamen einen Tag später an. Und ihr Mann ist sogar noch unterwegs mit dem Schiff. Aber das sei alles nicht so schlimm, sagt Heinke Böhnert. Hier, in ihrem Atelier in Eimsbüttel, könne sie schon wieder loslegen. Da herrsche ja eh immer das gleiche Chaos.
Die 62-Jährige, die schon seit Jahren mit Segler Boris Herrmann befreundet ist, hat sich in Hamburg und auf der ganzen Welt einen Namen mit ihren Segelbildern gemacht. Dem Abendblatt zeigt sie bei einem Treffen ihr Atelier – und berichtet, wie es zu dem Interesse an ihren Bildern gekommen ist. „Dabei weiß ich das selbst gar nicht mehr so richtig“, sagt Böhnert. „Das hat sich Stück für Stück ganz einfach so entwickelt.“
Eimsbüttel: Künstlerin Heinke Böhnert nutzt Segel von Boris Herrmann
Aber der Reihe nach. Heinke Böhnert ist Hamburgerin durch und durch. Hier ist sie geboren und aufgewachsen, hier hat sie eine Familie gegründet. Hier ist bis heute ihr Zuhause. Und hier in Eimsbüttel befindet sich ihr Atelier, in dem viele ihrer Bilder entstehen. Wenn sie nicht in ihrem kleinen Ferienhaus in Friedrichstadt an der Nordsee arbeitet oder mal wieder auf Reisen ist.
Die Hamburgerin segelt, seit sie denken kann. Erst mit der Familie, später selbst im NRV, mit ihrem Mann und den Kindern. „Man kann schon sagen, dass der Segelsport unsere Familie gepackt hat.“ Ihr Mann nenne sich nicht ohne Grund mittlerweile „Seemann“. Der habe schon vor einigen Jahren seine Anwaltskanzlei aufgegeben und segele nun um die Welt. „Wir sagen immer: Ihn hat das Meer gerufen“, so Böhnert.
Heinke Böhnert segelt viel – aber noch lieber malt sie
Wenn es ihre Zeit erlaube, fahre sie hier und da mit, wie in den vergangenen dreieinhalb Wochen. Aber genauso wichtig sei es ihr, immer wieder nach Hause zurückzukehren. „Denn noch lieber male ich als ich segele.“ Schließlich begleite auch die Kunst sie seit ihrer Kindheit, berichtet Heinke Böhnert. „Ich habe schon immer viel gemalt.“
Heinke Böhnert segelt viel – aber noch lieber malt sie
Wenn es ihre Zeit erlaube, fahre sie hier und da mit, wie in den vergangenen dreieinhalb Wochen. Aber genauso wichtig sei es ihr, immer wieder nach Hause zurückzukehren. „Denn noch lieber male ich als ich segele.“ Schließlich begleite auch die Kunst sie seit ihrer Kindheit, berichtet Heinke Böhnert. „Ich habe schon immer viel gemalt.“
Die Schätze von Heinke Böhnert sind alte ausrangierte Segel. Das bunte Tuch hier stammt von der „Malizia – Seaexplorer“ von Boris Herrmann.
Foto: Michael Rauhe
Farben sammelt Heinke Böhnert auf der ganzen Welt.
Foto: Michael Rauhe
Zuerst malte Heinke Böhnert in der eigenen Küche
Zuerst malte die zweifache Mutter noch in der heimischen Küche. Die Farben seien schnell im ganzen Raum verteilt gewesen, berichtet die Künstlerin. „Und die Bilder hingen zum Trocknen über den Ikea-Griffen der Schränke.“ Irgendwann habe der Platz aber wirklich nicht mehr gereicht, ein eigenes Atelier musste her.
Heinke Böhnert fand das mitten in Eimsbüttel am Stellinger Weg. Seit mehr als 20 Jahren hat sie diese Räume nun schon angemietet. Hier wird gemalt, hier lagern die Segel – und hier können auch hin und wieder Freunde der Familie übernachten. Im hinteren Teil befindet sich nämlich eine kleine Wohnung, in der natürlich überall ihre Bilder hängen. „Das hier ist ja quasi mein zweites oder drittes Zuhause, das soll auch ein wenig gemütlich sein.“
Eimsbüttel: Im vorderen Teil des Ateliers lagern alte Segel
Dafür ist das Chaos vorne zur Straße hin umso größer. Auf hohen Tischen stehen Hunderte Farbtuben und Tiegel wild durcheinander. „Ich sammele Farben auf der ganzen Welt ein“, sagt Böhnert. Dann würden sie hier auf dem großen Tisch landen und Stück für Stück verarbeitet.
Einen Raum weiter liegen ihre Schätze, wie die Künstlerin sagt. Die Schätze, das sind besondere alte Segel, die Böhnert ebenfalls überall einsammelt. „Das ist das Schönste, wenn ich irgendwo ein besonderes altes Segel ergattern kann, das eine Geschichte hat.“ Denn die Geschichte wolle sie ja auch mit ihren Bildern erzählen. Ein riesiger Haufen ist es hier in dem kleinen Raum im Souterrain. Nur Heinke Böhnert selbst hat da noch den Überblick in dem Chaos aus großen und kleinen Tüchern.
Künstlerin aus Eimsbüttel: Ihre größten Schätze sind ausrangierte Segel
Da liegt ganz oben beispielsweise ein buntes Segel – das zerriss, als Boris Herrmann bei der Vendée Globe 2020/2021 einen Fischtrawler kurz vor dem Einlaufen in Frankreich rammte. Auch vom Sieger des Ocean Race 2018, der „Dongfeng“ hat sie ein Tuch in ihrem Fundus, wie sie stolz zeigt.
Oder eines von den Siegern des renommierten Americas Cup 2021. Erik Heil und Thomas Plößel haben ihr ebenfalls ein altes Segel abgegeben. Die beiden jungen Männer erlangten im 49er die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio.
Heinke Böhnert kennt jedes einzelne Segel in ihren Bildern
In einem Korb auf dem Tisch liegen kleine zurechtgeschnittene Stücke Stoff. Denn in den meisten Werken verarbeitet Heinke Böhnert gleich mehrere Segel. Bei fast jedem ihrer Bilder könne sie bis heute sagen, woher welches Tuch stamme. Und man merkt ihr die große Freude an, wenn sie auf das eine oder andere Bild zeigt und die einzelnen Bestandteile erklärt.
Bunte Kunst: So sehen einige der Bilder von Heinke Böhnert aus.
Foto: Michael Rauhe
Für diese Bilder mit eingearbeiteten Segeln ist Heinke Böhnert heute zumindest in der Wassersportszene auf der ganzen Welt bekannt. Immer kombiniert die Künstlerin die alten Segel mit den Zeichnungen von modernen Rennyachten. Dazu kommen dick aufeinander aufgetragene Farbschichten, die dem Bild eine besondere Struktur verleihen.
In der ganzen Welt hat Heinke Böhnert schon ihre Bilder ausgestellt
Mittlerweile wird sie sogar hin und wieder schon kopiert. Was die Hamburgerin eigentlich nicht stört. „Erstens empfinde ich es als Auszeichnung, wenn meine Bilder es wert sind, sie zu kopieren.“ Und zweitens sei sie sicher: „Das Original, das bin ich. Und das wissen die meisten Menschen auch.“
Ausgestellt hat Heinke Böhnert ihre Kunstwerke bereits an vielen Orten. Eine große Ausstellung gab es beispielsweise auf der „Rickmer Rickmers“ im Jahr 2014. Auch in London, Cowes, Brüssel, Amsterdam, Monaco oder Newport hat sie ihre Bilder schon gezeigt, um nur einige Orte zu nennen.
Eimsbüttel: Heinke Böhnerts Bilder auch im Hotel Atlantic zu sehen
Dazu kommen Auftragsarbeiten für Unternehmen. So hängen ihre Bilder nicht nur in vielen Wohnzimmern der Welt, sondern auch in Hotels. 2011 stattete Heinke Böhnert beispielsweise das Hotel Atlantic mit 204 Werken aus. 2021 dann die neue „Seacloud Spirit“.
Besonders stolz ist sie allerdings, wenn ihre Werke an bekannte Menschen verschenkt werden. So erstellte sie im Auftrag von dem ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck ein Bild, das dieser 2014 in Oslo dem norwegischen König Harald schenkte. „Da habe ich natürlich genau recherchiert, welche Schiffe der König segelt und gesegelt ist – und sowohl stilistisch die Boote aufgegriffen als auch das passende Segeltuch herausgesucht.“
Kanzler Olaf Scholz bekam schon ein Bild von ihr geschenkt
2021 erhielt der Ehrengast der Kieler Woche, Prinz Albert von Monaco, ein Bild von ihr, überreicht vom Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Im vergangenen Jahr schenkte Kämpfer Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Werk von ihr.
Besonders eng verbunden ist Heinke Böhnert bereits seit Jahren mit Hamburgs derzeit wohl bekanntestem Segler Boris Herrmann. „Kennengelernt haben wir uns eigentlich vor vielen Jahren über meinen Mann“, sagt sie. Ihr Sohn engagiere sich seitdem immer wieder im Team Malizia, und auch die Künstlerin selbst hat schon viel mit Herrmann zusammengearbeitet.
Mit Boris Herrmann hat Heinke Böhnert schon viel zusammengearbeitet
2019 entwarf sie eine erste Bilderserie mit dem Tuch Herrmanns – ein Teil des Erlöses kam dem Bildungsprogramm des Extremseglers zugute. Eine weitere besondere limitierte Bilderreihe entstand 2021 nach dem Ende der Vendée Globe 2021 – alle versehen mit einer Unterschrift des Seglers. Wieder spendete Heinke Böhnert einen Teil der Einnahmen an My Ocean Challenge.
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In diesem Jahr entwarf die Künstlerin ein kleines Bild aus einem Stück des Segels von Herrmann. Zusammen mit einer Unterschrift verkauft sie die kleinen Bilder noch heute. Dieses Mal fließt ein Teil des Erlöses in das Mangroven-Aufforstungsprojekt, welches Herrmann und das Team Malizia unterstützen.
Die neueste Idee von Heinke Böhnert: ein Stück Segeltuch von Boris Herrmann zusammen mit einer Unterschrift des Seglers.
Foto: Michael Rauhe